Wir stärken den Servicebereich und verbessern die Ferndiagnose

Das führende Maschinenbauunternehmen behauptet sich erfolgreich auf dem tschechischen und ausländischen Markt. Es hat so viele Bestellungen, dass es bereits die Verkäufe des nächsten Jahres erfüllt. TOS VARNSDORF a.s. konzentriert sich langfristig auf Automatisierung, Digitalisierung und Robotisierung. Das Unternehmen plant weitere Investitionen in diesem Bereich und stärkt zudem seine Wettbewerbsfähigkeit im Bereich Service und Ferndiagnose. „Der Kunde muss Ersatzteile und ein schnell reagierendes Serviceteam sofort zur Verfügung haben“, sagt der Vertriebsleiter Miloš Holakovský im Interview.

 

Wie war das erste Quartal dieses Jahres für Sie? Geht es Ihnen gut?

Das erste Quartal ist als sehr gut zu bewerten. Der positive Trend des vergangenen Jahres beim Auftragseingang setzt sich auch in diesen Monaten nahtlos fort. Wir sind erfolgreich in industriestarken Ländern wie Deutschland, Italien, Polen und Frankreich. Und natürlich auch auf dem heimischen und slowakischen Markt. Wir haben Bestellungen aus 15 Ländern der ganzen Welt erhalten, einschließlich abgelegener Gebiete in den USA, Kanada und China. Die aktuelle Situation in der Ukraine erlaubt es uns leider nicht, die Geschäftstätigkeit in Russland, Weißrussland und der bereits erwähnten Ukraine fortzusetzen. Eine erhöhte Nachfrage nach unseren Maschinen sehen wir dank des stärkeren brasilianischen Real.

Dies wird sich definitiv in Ihren Verkäufen niederschlagen. Welche wirtschaftlichen Ergebnisse erwarten Sie in diesem Jahr?

Wir haben uns vorgenommen, den Umsatz von 2021 um 20 % zu steigern und den Betrag von 1,3 Milliarden Kronen zu erreichen. Diese Aufgabe ist zum Ende des ersten Quartals erfüllt und kann leider aufgrund der langen Lieferzeiten bei fast allen zur Herstellung der Maschinen benötigten Komponenten nicht mehr erhöht werden. Dadurch hat sich unser Geschäftsjahr um mindestens vier Monate verkürzt. Alle Neubestellungen erfüllen den Umsatz von 2023.

Welche Werkzeugmaschinen aus Ihrer Produktion werden derzeit am stärksten nachgefragt? Und an welchen interessanten Projekten arbeiten Sie?

Die Maschine WHN 13 ist nach wie vor die beliebteste. Langfristig stellen diese Maschinen etwa 40 % der Gesamtzahl der verkaufen Produkte dar. Aus meiner Sicht ist jeder Auftrag interessant. Man kann sagen, dass jede produzierte Maschine ein Unikat ist. In Bezug auf Parameter und technologische Ausstattung findet man keine zwei identischen Produkte. Eine Ausnahme machte ein türkischer Kunde, der drei identische Maschinen bestellte. In der Vergangenheit war es interessant, wenn ein Kunde einen automatischen Werkzeugwechsel per Roboter, einen Karusselltisch oder den Wechsel von vier Paletten bestellte. Jetzt gehören diese Extras zum Standardangebot, und es ist ziemlich außergewöhnlich, wenn ein Kunde eine Maschine ohne Automatisierung und Robotisierung bestellt.

Sie leisten unter anderem auch Service, weshalb Sie die Maschinen mit Ferndiagnose ausstatten. Wie funktioniert das alles und welche Vorteile bringt es den Kunden?

Für die Bedienung der Maschine ist es sehr einfach. Nach dem Drücken einer Taste auf dem Bedienfeld der Maschine, d. h. nach der Aktivierung der Ferndiagnose, beginnt der Router, der sich in der Hauptschalttafel der Maschine befindet, verschlüsselte Kommunikation an den Server unseres Unternehmens zu senden. Nach erfolgreicher Überprüfung der Sicherheitselemente wird ein so genannter VPN-Tunnel aufgebaut – eine stabile und geschützte Verbindung. In diesem Zusammenhang halten wir uns an zivile Kommunikationssicherheitsstandards und aktualisieren diese. Gleichzeitig mit dem Aufbau des VPN-Tunnels sendet der Router eine Informations-E-Mail an das Service- und Support-Center. Diese enthält eine Reihe von Identifikatoren und ist als Supportanfrage zu verstehen. Diese Anfrage wird vom Service-Center weiter bearbeitet. Der Zweck dieses Dienstes besteht darin, die Serviceantwort zu beschleunigen und die Qualität zu verbessern. Der große Vorteil ist natürlich die vollständige Eliminierung von Problemen, die einen Besuch von Servicetechnikern erfordern würden. Aber das ist nicht der einzige Zweck der Ferndiagnose. Die genauere Spezifikation von Teilen und die allgemeine Vorbereitung für Servicefahrten sind ebenfalls ein Ergebnis. Mit diesem Hilfsmittel sind wir in der Lage, die Fehlerdiagnose fast wie bei der physischen Anwesenheit eines Servicetechnikers „vor Ort“ zu optimieren. Darüber hinaus gibt es Möglichkeiten wie die Optimierung der Maschine für bestimmte Arbeiten, die Gewährung technischen Supports, die Anpassung von Parametern bei Bedarf und so weiter.

Wie weit sind Sie mit der Automatisierung?

Grundsätzlich nutzt heute jede Werkzeugmaschine Elemente der Automatisierung. Am häufigsten sehen wir den automatischen Austausch von Werkzeugen, den automatischen Austausch von technologischem Zubehör, z. B. Fräsköpfen oder den automatischen Austausch von Paletten mit Werkstücken. Auch diese Elemente gehören zur Ausstattung unserer Maschinen. Darüber hinaus automatisieren sie zunehmend verschiedene verknüpfte Maschinenfunktionen, wie beispielsweise Diagnosefunktionen, die vorausschauend Wartung und Service oder Messzyklen ermöglichen. Das ist zum Beispiel eine Spezialität von TOS VARNSDORF, wenn wir dank des TOScontrol-Systems unsere Werkzeugmaschine auch als Koordinatenmessgerät nutzen und das bearbeitete Teil und erkannte Abweichungen vollautomatisch vermessen und korrigierend bearbeiten können. All dies, ohne dass das Teil zu einem spezialisierten Messarbeitsplatz transportiert werden muss, was eine enorme Zeitersparnis bedeutet.

Sie haben TOScontrol erwähnt, Ihr Maschinenverwaltungssystem. Können Sie es näher vorstellen?

Es ist ohne Übertreibung das Eingangstor der Werkzeugmaschine zur Welt der Digitalisierung. Dieses System verfügt über eine von der Maschinensteuerung unabhängige, einheitliche Bedienoberfläche, die die Integration verschiedenster Applikationen ermöglicht. Eine davon ist auch das Steuerungssystem der Maschine selbst. Das erweitert die Einsatzmöglichkeiten der Maschine und erhöht ihre Wertschöpfung. Dieses System verfügt über eine OPC-UA-Schnittstelle, die eine Kommunikation mit Drittanwendungen und übergeordneten Systemen ermöglicht. Ein Beispiel ist z. B. die Anwendung Auftragsmanagement, die eine Verbindung und wechselseitige Kommunikation mit dem ERP-System ermöglicht, und bei der der Arbeitsplan direkt in der Anwendung auf dem Bedienfeld der Maschine angezeigt wird, einschließlich aller erforderlichen Dokumentationen, und wo die fertigen Teile direkt an der Maschine automatisch überprüft werden. Als selbstverständlich
bei diesem System gilt die Möglichkeit, Benutzerrechte an der Maschine zu definieren.

Und die Roboterisierung?

Auch in Sachen Robotisierung haben wir hier Erfahrung und können Roboter an unseren Maschinen implementieren. Wie konzentrieren uns vor allem auf den Bereich des automatischen Werkzeugwechsels, wo anstelle unseres Bedieners ein Roboter integriert ist.

Welche Investitionen planen Sie in diesem Jahr, sei es in weitere Technologien, Mitarbeiterschulungen oder Geschäftsentwicklung?

Wir haben 24 Millionen Kronen für die Entwicklung des Unternehmens bereitgestellt. Wir planen Investitionen in Maschinen, Informatik, Fuhrpark, Gebäude, Modellausstattung und so weiter. Für Mitarbeiter aus dem Bereich Human Resources bieten wir neben den gesetzlich vorgeschriebenen Schulungen auch spezialisierte Schulungen mit Schwerpunkten beispielsweise in den Bereichen Managementsysteme, Steuern, Controlling, Qualität u. Ä. an. Sie nehmen regelmäßig an Fachkonferenzen teil, die sich auf Forschung und Entwicklung sowie Wärmebehandlung konzentrieren. Die Ausbildung der Mitarbeiter im Jahr 2021 war von der Corona-Pandemie betroffen, wodurch die meisten Aktivitäten aus der Ferne durchgeführt wurden. 2021 wurden insgesamt 320 Mitarbeiter geschult.

Wie viele Leute beschäftigen Sie jetzt? Und haben Sie genug Arbeitskräfte?

TOS VARNSDORF a.s. beschäftigt jetzt 408 Mitarbeiter. Zu unserer Gruppe gehören auch TOS Olomouc s.r.o. und METALURGIE Rumburk s.r.o., wo weitere 200 Mitarbeiter arbeiten. Wir haben genügend Arbeitskräfte für die aktuelle Auftragslage. Dank der Weitsicht der Eigentümer, die dafür sorgten, dass 2016 die private Berufsfachschule TOS VARNSDORF ihre Tätigkeit aufgenommen hat, haben wir jedes Jahr große Auswahl bei entsprechenden Ergänzungen und Erweiterungen der Mitarbeiterzahl. Die Schule unterrichtet sowohl mit Abitur abgeschlossene Fächer als auch Lehrfächer ohne Abitur. Im Vordergrund steht die Qualität der Lehre, die ein Garant für den zukünftigen erfolgreichen Einsatz der Absolventen auf dem Arbeitsmarkt oder im weiteren Studium an Hochschulen ist.

Was sind die wichtigsten Trends in Ihrem Bereich und wie reagieren Sie auf diese?

Das ist eindeutig die bereits erwähnte Automatisierung, Digitalisierung und Robotisierung. Die meisten konkurrierenden Firmen haben ähnliche angebotene technische Parameter der Maschinen zu bieten. Aus diesem Grund sehen wir guten Service als Schlüsselparameter an. Der Kunde muss Ersatzteile und ein schnell reagierendes Serviceteam sofort zur Verfügung haben. Aus diesen Gründen optimieren wir ständig die Ferndiagnose von Maschinen und bauen Servicezentren mit Ersatzteillagern auf der ganzen Welt auf. Das macht uns interessanter für die Kunden.

Welche Neuheiten und Projekte planen Sie für dieses Jahr?

Wir widmen die größte Anstrengung der Entwicklung des technologischen Einsatzes unserer Maschinen. Für die Maschine WHN 13 planen wir noch in diesem Jahr erhöhte Drehzahlen anzubieten, für Plattenmaschinen arbeiten wir an einem größeren Ausschub der Traghülse und der Werkstückspindel. Auch bei diesen Maschinen werden erhöhte Drehzahlen Standard sein. Außerdem bereiten wir den Umstieg vom Steuerungssystem SIEMENS SINUMERIK 840 DSI auf SIEMENS SINUMERIK ONE vor. Auch unsere produktivsten Maschinen WHT 110 und 130 erfahren eine sehr interessante Verbesserung.